30/10/2004

castanets // cathedral

Von gespenstischer Wirklichkeit scheinen die Nächte der Wälder Nordkaliforniens zu sein. Aus ihrer Tiefe strömt diese Musik und öffnet die Tore für dieselbige in uns. Klänge für die dunkle Jahreshälfte also, für unsere späten Stunden, wenn der Geist bereit ist, die Seele freizugeben, um durch ihre Kraft von seiner selbsterschaffenen, so töricht konstruierten Realität befreit zu werden. Um in dieser wahrhaftigen, für ihn unergründlichen Nacht abzutauchen, in diesen schattenhaften, von so vielen kleinen Lichtern bewohnten Raum. Lichter, die ihren verschwommenen Schein immer wieder für kurze Momente gegen ein kurz aufflackerndes unendlich reines Leuchten eintauschen. Grenzenlos ist das Dunkel, vom Horizont befreit. Von dieser Trennlinie des Hier-und-Jetzt mit dem Dort-und-Irgendwann-einmal, zu der sich unsere Sehnsüchte und Erinnerungen sonst so gerne hinflüchten. Diese Dunkelheit dagegen scheint überall zu enden und doch nirgends aufzuhören. Alles ist vermengt. Laute fliegen umher - sie kennen keine Entfernung. Alles ist in uns, ja, auch die Nacht.

Mittelpunkt der Platte ist das unfassbar düster-traurige no light to be found - tiefer in die Finsternis der Nacht kann sich ein Pfad kaum winden. Hier der textliche Beleg:

I got something that my baby wants
She's got something that I want too
Baby and I are through
I've been down to the bottom with a bad, bad man
Down to the bottom baby with a bad, bad man
Lay me down with her gentle hand
He said this darkness, it was untrue
That there was no light to be found in you
But I know Darl'n that's not true
I had a dream so dark that I could not tell
But that's just as well
But I don't know babe just where you've been
But I've hung myself heavy here
Babe, I don't know where the hell I am
I thought that man, babe, he might have something that I need
But he had no anger for you or for me
Babe, I swear that man didn't even know the sea
And some of these friends of mine, I miss them so
Good Lord, these sweat friends of mine, how I miss them so
But some of these others are driving me around on some cold, dark, and strange and deathly road
Bring me down to your river, I want to see how it runs
Down to your river darl'n, I wanna know just how it runs
That man waits on the path, but I know for good I'm done
I've got a feeling that that man, he's just begun

 

HITS

FEIST : : inside out : . best alternative hit
RADIO DEPT. : : strange things will happen : . best northern blues
INTERPOL : : not even jail : . best indie
PAN AMERICAN : : lights of little town : . best soundscape
BEN WEAVER : : the night is a coal pit : . best blues/songwriting
MARK LANEGAN : : when your number is up : . best blues/songwriting
MARJORIE FAIR : : stare, my sun is setting over her magic : . best blues/songwriting

back

 

02/08/2004

lilium // short stories

Und während ich hier sitze, über dem kleinen, sardischen Dorf, und den Vögeln beim Fliegen zuschaue, wie sie sich vor meinen Augen auf gleicher Höhe in den Lüften wiegen, spüre ich plötzlich ihre Freiheit so deutlich, so authentisch wie noch nie zuvor in meinem Leben. Vielleicht war ich ihnen und ihrer Welt noch nie so nah wie in diesem Augenblick. Auf dem gegenüberliegenden Berg, der noch so viel höher und weiser ist, als der kleine Hang, auf dem ich hier sitze, senkt sich langsam die Sonne hinter seinen höchsten Gipfel. In dieser wundervollen Szenerie, in diesem göttlichem Licht verschwinden böse Gedanken.

Nicht für immer, doch immerhin für eine kurze Weile. Dies alles bedeutet nicht Heilung, doch sehr wohl Linderung. So liebe ich das Leben am meisten, wenn die Zeit still steht und sie mir somit den Raum gibt, dasselbige so wahrhaftig zu betrachten. Der Augenblick wird eingefroren, gestreckt, solange bis die Zeit vor Respekt, vor Ehrfurcht ihren steten Gang aufgibt. So nimmt dieser ihren Platz ein - auf seine intensive, so erhabene Weise. Ich zehre von diesen Momentaufnahmen, nicht von der Zeit, die vielmehr alles verzehrt. Die Liebe, das Glück, das Hochgefühl, das Leben, mich. Aber genau so muss es sein. Denn nur das ewig sich drehende Rad der Zeit schenkt solchen Momenten des Stillstandes ihre einzigartige, alle Zeit überdauernde Magie.

 

HITS

JOHN FRUSCIANTE : : loss, unchanging : : best songwriting blues
PALE HORSE AND RIDER : : will we be blessed someday : : best singer/songwriting

back

 

 

06/07/2004

kristofer aström // loupita

Loupita habe er einzig und allein für sich selbst aufgenommen, sagt Kristofer Aström. Vielleicht liegt gerade in dieser Distanzierung von äußeren Erwartungen der hohe Wert und die authentische Kraft dieses Werks. Das völlige Aussperren anderer Realitäten als manchmal dringliches Mittel für den Zugang zu uns selbst. Herausgekommen ist Aströms bisher beste Platte. Ein leise instrumentiertes Akustikalbum, dessen Texte von der Größe und Allgegenwärtigkeit unserer Gefühle handeln. Von ihrer Ernsthaftigkeit und Bürde. Und das in der bekannt spröden Melancholie des Meisters des Northern Blues. Dabei ist die Wut und die Ohnmacht vergangener Tage der Einsicht gewichen. Nicht aber der Resignation, sondern der Erkenntnis des Akzeptierenmüssens - so wie es uns das Leben und die Liebe lehrt. Wundervoll ist die Begleitung von Britta Persson - wie etwa bei dem unglaublichen the wild.

 

 

the wild

 

HITS

COCOROSIE : : good friday : : best female singing/haunting
LUCKY JIM : : lesbia : : my soul is on fire : : best pathetic
SUPERPITCHER : : even angels : : happiness : : best electro
JENS FRIEBE : : gespenster : : best electro
CORALIE CLEMENT : : samba de mon coeur qui bat : : best french chansonette
JESSE SYKES & THE SWEET HEREAFTER : : oh, my girl : : best alternative country/heartbreaking
FENNESZ : : rivers of sand : : best spheric
DOLOREAN : : morningwatch : : best northern blues

back

 

 

27/03/2004

tim hecker // haunt me, haunt me, do it again

Rauschen, Knistern, Dröhnen. Etwas zieht herauf. Erhebt sich am Horizont. Ohne klare Konturen - so wie ein Gefühl. Dieses scheint bedrohlich. Aber nicht lähmend, eher anregend. Eine Spannung, die sich langsam steigert und höchste Wachsamkeit erzeugt. Die Sinne werden auf die Suche nach einer lesbaren Fährte, nach einem bekannten Signal geschickt. Doch die Schablonen unserer Wahrnehmung werden nicht gefüttert. Hinter ihrer bröckelnden Starrheit bricht das Staunen hervor. Die Fantasie. So entsteht ein grenzenloser Raum. In uns selbst.

Niemals kommt der Spuk zu nahe. Und die wenigen beinahe Auflösungen bewirken ein sanftes Entspannen der sensibilisierten Sinne - so wird das geweitete Bewusstsein warm durchflutet.

 

HITS

ELECTRELANE : : on parade : : birds : : best rock

back

 

 

05/03/2004

finn // expose yourself to lower education

Vor Musik muss man manchmal Angst haben. Angst davor, dass sie jenen dunklen Ort in uns aufwirbelt, der fortlaufend die großen und kleinen Enttäuschungen des Lebens demütig schluckt. Und somit plötzlich eine, wenn auch nur sehr subtile, Beziehung zu dem Menschen hergestellt wird, der unter diesem Sumpf begraben liegt. Zu dem kleinen Kind, das noch nichts ahnte von all den Lügen und all der Kälte der Erwachsenenwelt. Das unvermittelte Bewusstwerden über die Fremdheit der Menschen, die einen umgeben. Und über die Distanz, die Ferne in einem selbst. Die eigene Maske als deprimierendste Lüge überhaupt. Zu spüren, dass unsere Gedanken und Taten, und selbst unsere Träume über diesem vergifteten Boden kreisen. Und die besorgniserregende Vorahnung über das, was passieren kann, wenn die dort lagernden Energien freigesetzt werden.

Und dennoch liebe ich diese Lieder, gerade weil sie auf so merkwürdige Weise etwas so Tiefes in mir berühren. Und diese schmerzlich schöne Kindheitsmelancholie in mir weckt. Und jetzt während ich dieser Musik lausche, denke ich plötzlich an den kleinen Barnum aus dem wohl wundervollsten Buch, das ich je gelesen habe - Der Halbbruder von Lars Saabye Christensen. Und ich merke wie sehr auch diese Geschichte mit diesem Gefühl verbunden ist. Aus welchen Stoffen das Geflecht, das all dies in mir auslöst, gestrickt ist.

 

AUDIO sight- and night- seeing information // moon rocks

AUDIOVISUELL like a radio antenna

 

HITS // HITS  

 

JOHN FRUSCIANTE : : regret : : best songwriting blues
CASS MCCOMBS : : i went to the hospital : : best songwriting
PHOENIX : : run, run, run : : love for granted : : holdin' on together : : alphabetical : : best melancholic
SONDRE LERCHE : : days that are over : : stupid memory : : best melancholic spring/summer
FRIENDS OF DEAN MARTINEZ : : random harvest : : lost horizon : : best landscape
THE CANSECOS : : a common state of being : : best melancholic spring/summer
KEREN ANN : : not going anywhere : : best french chansonette
MODEST MOUSE : : world at large : : best indie

back

 

 

20/02/2004

HITS

GUSTER : : ramona : : best spring dreaming
LAMBCHOP : : steve mcqueen : : best beautiful : : soul : : songwriting
FINN : : like a radio antenna : : best electronic songwriting : : melancholic
SUFJAN STEVENS : : flint (for the unemployed and the underpaid) : : best songwriting
AI PHOENIX : : somewhere nice and all : : best northern blues

 

 

13/02/2004

Als kleine Vorfreude auf die anstehenden Platten von John Frusciante - 24. Februar - und den großaartigen Phoenix 22. März - hier zweimal wunderbar bewegte Bilder. Zu sehen das tolle Videozu going inside von Vincent Gallo mit John Frusciante und if i ever feel better von Phoenix, das das ungeduldige Vorgefühl auf ihre neue Platte nach vier Jahren des Wartens noch ein bißchen verschönert. Kann der Frühling schöner beginnen als mit einer Phoenix Platte?

AUDIOVISUELL going inside // if i ever feel better

 

 

 

HITS

U.N.P.O.C. : : beautiful to me : : amsterdam : : here on my own : : best songwriting
MARSHMALLOW : : do the decent thing : : best sunny melody

 

 

02/02/2004

great lake swimmers // dto

Lieder von elegischer Schönheit. Der ernste, intime Gesang des Kanadiers Tony Dekker besitzt die Kraft der sanften Heilung. Lieder, mit denen man in der Einsamkeit der Natur liegen will, nur von den Sternen und einem sanft flackernden Feuer beschützt. Und diesen wärmenden Worten, die Sehnsüchte der Abgeschiedenheit wecken. Aufgenommen wurden die Lieder in einem verlassenen Futtersilo, der wie ein grosser Resonanzkörper für die in Wehmut getränkte Stimme wirkt und seinen Worten und dem leisen Zirpen der Grillen einen gespentischen Wiederhall verleiht. Versucht nur irgendwie mal an merge, a vessel, a harbor oder moving, shaking heranzukommen. Dann habt ihr es verstanden.

 

HITS

LAMB : : stronger : : please : : hearts and flowers : : best : : songwriting : : beats : : female singing
PLEASURE : : memory : : best : : spheric : : female spoken word : : electronic
OI VA VOI : : refugee : : best : : melancholic
THE INNOCENCE MISSION : : bright as yellow : : that was another country : : best : : gentle : : intimate

back

 

 

29/01/2004

carla bruni // quelq'un ma dit

Das schöne ex-Model Carla Bruni singt ebenso schöne Lieder. Ihre leicht kratzige und oft verführerisch versagende Stimme singt zerbrechliche Lieder in Französisch. Nicht das ich wirklich viel verstehe von ihren geflüsterten Geschichten - das liegt nicht an ihrem Flüstern, eher an meinen doch sehr rudimentären Französischkenntissen - aber die Einsamkeit in der Scheinwelt des Glamour hat offensichtlich ihre Spuren hinterlassen. Sehr Chanson das alles. Mit viel warmem, bezauberndem Charme und so viel Gefühl - langsam wiegend und still lodernd. Und manchmal trägt die vorsichtig gezupfte Gitarre ihre zärtlichen mit verletztlichen Flügeln im Raum schwebenden Worte noch ein Stückchen weiter raus aus dem Fenster in die verwinkelten Gassen der dunklen Nacht - wie in dem unglaublichen le ciel dans un chambre. Musik, die sich anschmiegt. Melodien, die man vorsichtig mitsummt...also ich zumindest mit meinem französisch...das mag bei dem einen oder anderen von euch natürlich schon wieder ganz anders aussehen.

AUDIOVISUELL quelqu'un ma dit

back

 

 

25/01/2004

the thrills // so much for the city

Elf zuckersüsse, hellglitzernde Perlen, die um die Wette strahlen. Direkt aus den Boxen tief rein in die so schnell zu weckende Sehnsucht nach weitentfernten, entspannten und doch so lebendigen Strandtagen. Wäre es Sommer, dann wären diese Töne der Grund die Taschen zu packen und loszufahren bis man mit seinen liebsten Menschen den letzten Hügel vor sich liegen hat, um dann die Vorfreude und die Gegenwart verschmelzen zu lassen - in diesem Moment des Erblicken des Meeres. Diese Musik würde laufen und das Vergessen und das gleichzeitig einen warm durchströmende Erinnern würde langsam seinen Siegeszug antreten und diesen zufriedenen Ausdruck in unsere Gesichter zaubern, der uns all die Tage nicht mehr zu nehmen wäre, denn er würde mit der gleichen Beharrlichkeit an uns kleben wie der Sand zwischen unseren Zehen und das Salz auf unserer Haut. Zeilen wie "don't steal our sun" oder "just don´t change a thing" würden sich tief in unsere Herzen graben und uns immer weiter fort von zu Hause tragen. Von der grossen Freiheit und tiefen Sehnsucht des Meeres inspirierte Musik, die in uns, in Großstädten gefangenen Menschen, das gleichzeitig schmerzvolle aber auch so weich umschmeichelnde Gefühl des Fernwehs weckt.

Deckchairs and cigarettes gewinnt die Wette bei mir. Wenn Ihr Euch auf ihre Homepage klicken solltet, dann solltet Ihr Euch auf jeden Fall das video von don't steal our sun anschauen - das lohnt sich. Aber so ziemlich.

 

 

19/01/2004

the thermals // one parts per million

Es wird gerockt. Heftigst sogar und das 13 Songs lang in einer Spielzeit unter 28 Minuten. Und in einem Tempo. Auch deswegen klingt es wahrscheinluch so als würden sie immer wieder den gleichen Song gegen die Wand schmettern. Ist aber irgendwie nicht schlimm. Dieser 'Song' ist nämlich ziemlich super. Unten noch der Videolink zu dem doch sehr coolen song no culture icon. Ich muss dazu sagen, dass die Platte schon etwas älter ist und manch einer, die schon längst kennen wird. Aber einen Vorteil haben die Spätentdecker auf ihrer Seite, sie müssen nicht so lange auf die nächste Platte warten - und die gibt es in diesem Fall schon im Mai. Übrigens sind ab sofort die Bandnamen wie oben hier The Thermals verlinkt.

AUDIOVISUELL no cultures icon

back

 

 

13/01/2004

the innocence mission // befriended

Wer im letzten Winter die sanfte Schönheit von Granadas "Takes a lot of walking" ertragen konnte und diese in seinem von ihren Klängen weichgebetteten Herzen mit sich trug, dem kann ich diese band an eben jenes legen. The Innocence Mission heißen sie und starten mit ihrem Album Befriended einen neuen Angriff des süßlichen Wohlklangs auf unsere verletzlichen, sich schützenden Seelen. Und hier sind sie machtlos. Musik wie ein versunkener und daher so klarer Blick auf die weite Landschaft unserer inneren Schauplätze. Im Vordergrund unserer am Horizont zuversichtlich strahlenden Träume strömt unsere Liebe in die von Schmerz und Glück begleiteten Figuren und Momente unseres Leben. Ein mit Melancholie und Magie gefülltes Refugium, in dem kein Platz ist für den Müll, die unsere Gedankenströme belagern. Wie bei Granada wird meist zweistimmig gesungen, auch wenn hier noch mehr die Stimme der Sängerin im Vordergrund steht, die wirklich eine unglaublich Ähnlichkeit zu eben jener Sängerin aufweist. Scheisse, die müssen sich doch kennen. Mein persönlicher, herzerreißender Höhepunkt bildet dramaturgisch so trefflich den gleichzeitigen Schlusspunkt dieses Seelenfluges - "look for me as you walk by", das in seiner simplen Schönheit der Worte nicht zu übertreffen ist. Von mir aus könnten sie noch ein paar Minuten länger "it`s me for you and you for me" immer und immer wieder anstimmen. Übrigens habe ich auf ihrer Homepage gerade erfahren, dass sie schon 15 Jahre lang Platten veröffentlichen. Schönere Hausaufgaben kann ich mir nicht vorstellen.

 

AUDIOVISUELL i never knew you fom the sun

 

 

back

 

11/11/2003

in the mood for love // yumeji's theme

Yumeji's Theme ist das schönste Stück Filmmusik, das ich kenne. Es gehört zu dem wunderbaren Film In the mood for love von Wong Kar-wai. Die Melodie begleitet die Liebesgeschichte von der ersten feinfühligen Spannung einer einfachen Begegnung in den dunklen Gassen Hongkongs bis hin zu der in Sehnsucht getränkten Zeit danach, in der die Liebe nur noch in Form von Erinnerungen Raum einnimmt. All diese Szenen laufen in Zeitlupe. Jede dieser Bewegungen, Blicke, Berührungen sind von solcher Schönheit, dass es schmerzt. Die Kamera sieht sie alle und zelebriert sie in ihrer Eleganz, in ihrer subtilen Erotik und das in den unglaublichsten Farben. Die Details strahlen hier und überragen alles um sie herum, das scheinbar Wichtige verliert seine Farbe, seine Form, zieht sich beschämt zurück - entblößt und verschreckt - angesichts seiner vorher arrogant und übertrieben zur Schau gestellten Überheblichkeit. Was bleibt ist eine vorsichtige Liebe, die von Schmerz umhüllt ist. Eine Liebe, die alles in sich aufsaugt. Jede einzelne Form, die der Zigarettenrauch - langsam ins Licht steigend - in die Luft malt wird lebendig, erzählt uns von der Schönheit, aber auch von der Qual dieser Liebe. Überall schwebt unendliche Sehnsucht und respektvolle Zurückhaltung und läßt die seltenen, kurzen Berührungen in ihrer Bedeutung, in ihrer Bewusstheit des Augenblicks an jenen Ort vorstossen, den nur Liebende kennen.

 

AUDIOVISUELL yumeji's theme

 

 

HITS

ZOOT WOMAN : : holiday home, useless anyway : : best electronic, songwriting
BRIAN ENO : : by this river : : best slowdown
MUGISON : : the night is limping : : best landscape, songwriting
M83 : : unrecorded : : on a white lake : : near a green mountain : : best psychedelic

back

 

 

irgendwann/08/2003

south san gabriel // welcome, convalescene

Ich muss raus. Auf die Strassen. Der Schmerz muss raus. Etwas Neues soll seinen Platz einnehmen. Etwas Schönes. Die Musik in meinen Ohren. Sie ist überall - beglückt jeden Winkel meiner Wahrnehmnung. Menschen, Gesichter, hektische Bewegungen ziehen vorüber. Und ich. Ich schwebe schon mitten durch das Gewühl. Lautlos. Unsichtbar. Die Sonne nähert sich ihrem Ziel und wirft diese Art der wärmenden goldenen Strahlen in mein Gesicht, die sie in solch einer Perfektion nur zu dieser Tageszeit auf die Erde schickt. Sind sie gerade deswegen so kostbar? "I will never see you again", wiederholt die Stimme und ich kann es spüren. Ich sehe ihn vor mir. Den Abschied. Meine Seele schwappt über. Ein magischer Moment mit Musik. Dafür bin ich am Leben. So viel anderes ist ohne Bedeutung. Da können mir die Leute erzählen was sie wollen. Die Wut, der Schmerz, die Sorgen der letzten Tage - alles getränkt und aufgelöst in dem was mich durchfließt und umgibt. Die Musik könnte nicht schöner sein. Mein Blick sieht sie - die kleinen Geschichten am Rande. Die kleinen Herzlichkeiten, die kurzen Berührungen. Auch wenn sie selten sind, sind sie da. Der Schmerz ist längst verebbt. Vielleicht war er nie da. Oder hatte seinen Sinn nur darin, auf diese Art und Weise aufgelöst zu werden. Verwandelt in diesen Moment voller Seele. Unantastbar gleitet mein Schritt voran. Währenddessen fällt die Temperaturanzeige in der Innenstadt von 38 auf 37 Grad. Es ist schon nach 8. Klasssicher Temperatursturz eben. Ich schmunzle. Die Musik hört immer nach dem zweiten Lied auf zu spielen. Egal. Es könnten keine zwei schöneren Lieder sein. Irgendwie sind diese Momente dazu da, mich zu erinnern. Wer ich bin. Wohin ich gehöre. Zu oft gehen diese Erkentnisse in sinnlosem Nichtverstandenwerden, in kraftraubenden Nichtverstehens verloren. Vor allem zur Zeit. Ja es stimmt die Magie des Moments, dieses hellstrahlende Etwas erlischt. Noch einmal bin ich den gleichen Weg gegangen. Nur war es beim zweiten mal nicht mehr ganz so schön. Ist das die Geschichte unseres Lebens? Singt diese Stimme deswegen immer wieder diese einzelne Zeile, oder ist es nur, dass eben jene Zeile in meinem Kopf hängen bleibt, weil sie mich so sehr berührt? Mein Kopf, meine Geschichte als Regisseur? Jetzt sitze ich hier, nachdem ich all das hier aufgeschrieben habe und zum ersten Mal spüre ich die Sonne nicht mehr in meinem Gesicht. Der Augenblick ist endgültig vorüber. Er war lang und intensiv und hat die Zeit besiegt. Und wird immer bei mir bleiben. Und da ist sie, die Lust das Lied Nummer drei auch endlich zu hören. Und den Rest dieses Geschenks.

 

 

AUDIOVISUELL smelling medicinal

 

back